Warum nehme ich Stellung?

Der Abriss meines Wohnhauses hat landauf landab zu zahlreichen Diskussionen, Unwahrheiten, Vorurteilen und Spekulationen geführt und ist seit Wochen in Zermatt Gesprächsstoff Nr. 1. Die einseitige Berichterstattung in der Presse und die Gerüchteküche haben mich veranlasst, zu meinem Fehler persönlich Stellung zu nehmen. Jeder Leser soll sich dann sein Urteil fällen wie er mag. Einige werden vermutlich ihre voreiligen Schlüsse gegenüber meiner Person revidieren. Jede Medaille hat stets zwei Seiten. Schon Albert Einstein stellte fest, dass es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als Vorurteile abzubauen.

  

Ich habe einen Fehler begangen und habe diesbezüglichen die Konsequenzen zu tragen. Ich finde es aber ungerecht, dass ich auch für Fehler (Pflichtverletzung der Gemeinde, Untätigwerden der KBK) der involvierten Beamten und Amtsträger nun vollumfänglich den Kopf herhalten muss.

  

Ich will mit der Darstellung der Sachlage lediglich aufzeigen, dass wenn jemand, wer auch immer, ein bestimmtes Ziel verfolgt, genügend Argumente findet, die dieser Zielverfolgung dienlich sind. In meinem Fall kann man mit zahlreichen Argumenten den Abriss begründen, aber auch mit zahlreichen gleichen Argumenten einen Abriss verhindern. Wenn das Ziel klar ist und an diesem Ziel nicht mehr gerüttelt werden soll, lassen sich die Argumente schnell finden, die den Abriss rechtfertigen, aber auch das Gegenteil ist möglich. Beispiele gefälligst, bitte schön:

 

Argument Vermögen

Wir wollen nun den Abriss begründen. Dann nehmen wir als Vermögen das Bruttovermögen und berücksichtigen auch die Vermögenswerte der mir gehörenden Firmen. Die Urteilsbegründung würde wie folgt lauten: Da ich ein Bruttovermögen besitze, kann der Abriss nicht als Härtefall bezeichnet werden.  

 

Wir wollen nun den Nichtabriss begründen. Dann nehmen wir als Vermögen statt das Brutto- das Nettovermögen (Bruttovermögen abzüglich Schulden) und ohne Berücksichtigung der Vermögenswerte der Firmen. Die Urteilsbegründung würde nun wie folgt lauten: Da die Familie CHF 1,5 Mio. Schulden hat, würde ein Abriss zu einem finanziellen Härtefall führen. Von einem Abriss wird abgesehen, da sonst die Familie Konkurs gehen würde. 

 

Argument Baubewilligung

Wir wollen nun den Abriss begründen. Da die Gemeinde für die Bewilligung nicht zuständig war, ist die Bewilligung nichtig und aus einer nichtigen d.h. ungültigen Bewilligung könne ich keine Rechte ableiten.

 

Wir wollen nun den Nichtabriss begründen. Die Gemeinde hat mir eine Bewilligung erteilt, wohlwissend dass sie nicht zuständig ist. Die Gemeinde hat ihre Pflichten verletzt (selbst der Staatsrat sprach von einem gravierenden Mangel). Auch die KBK hat nicht interveniert, als sie einen Satz abgestempelter Pläne und die Bewilligung der Gemeinde erhalten hat. Die Folgen dieser Pflichtverletzung und des Untätigwerdens sollten nicht allein von mir getragen werden. 

 

Argument Lawinenzone 

Wir wollen nun den Abriss begründen. Das geht ganz einfach. Die Baute befindet sich in der roten Lawinenzone. Ein Dammbau wird nicht bewilligt. Die Baute muss weg. Der Damm sei nicht bewilligungsfähig, da dieser ein Gebäude schützt, welches nicht bewilligungsfähig ist und wofür eine Wiederherstellungsverfügung erlassen wurde.

 

Wir wollen nun den Nichtabriss begründen. Auch das geht ganz einfach. Die Baute kann unter der Bedingung, dass ein Lawinenschutzdamm erstellt wird, bewilligt werden. 

 

Argument mehr gebaut als bewilligt

Wir wollen nun den Abriss begründen. Man stellt Berechnungen an, wo man darlegt, dass massiv mehr gebaut wurde als bewilligt. Der Beamten sprachen von 300 Prozent. Da nun massiv mehr gebaut wurde, habe ich bösartig gehandelt und Bösartigkeit muss bestraft werden.

 

Wir wollen nun den Nichtabriss begründen. Man stellt Berechnungen an, wo man darlegt, dass wohl mehr, aber nicht massiv mehr gebaut wurde. Laut Berechnungen des Architekten wurde 190 Prozent mehr gebaut. Dann hätte ich gutgläubig gehandelt.

 

Mein begangener Fehler und die damit verbundenen Konsequenzen haben mich nachdenklich gestimmt und gegenüber den Amtsträgern und Beamten der KBK vorsichtiger gemacht. Ich habe am eigenen Leib erfahren müssen, wie es ist, wenn Amtsträger ihre Macht ausspielen. Meine Argumente, waren sie noch so stichhaltig, wurden wohl am Rande erwähnt, aber in den Erwägungen ist man auf diese nicht näher eingetreten. Man ist die harte Schiene gefahren und hat diese bis zum bitteren Ende nicht mehr verlassen.

  

Ich bitte alle, die frei von Schuld sind, den ersten Stein zu werfen, von mir aus in meine Parzelle Nr. 7165 zum Biel (Platz hat es ja jetzt genug).

 

Seien wir aufrichtig, wer von uns hat nicht schon Fehler begangen, die er im Nachhinein zutiefst bereut hat. Leider lassen sich Fehler nicht rückgängig machen. Es bleibt einem nichts anderes übrig als mit den Konsequenzen zu leben. Nur wegen meiner Firmen bin ich in der Lage, dies zu tun.  

  

Mein Ziel besteht nicht darin, mit irgendwelchen Personen und Behörden abzurechnen, sondern die Sachlage darzulegen. Jeder Leser kann sich dann sein eigenes Urteil bilden.

  

Auch geht es mir nicht darum, zu verlangen, dass der Kanton nun alle Bürger gleich behandelt. Ich hoffe zutiefst, dass der Kanton seine eingeschlagene Gangart nicht weiter verfolgt. Ähnliche Vorkommnisse gibt es viele und in wohl allen Gemeinden und diese Fälle sind den Politikern und Beamten bestens bekannt. Treten Fälle in grösserer Anzahl auf, kümmert sich die Politik behutsam und vorbehaltlos darum (s. illegale Bauten in Verbier, Lax, Mayens-de-Chamoson). Einzelfälle (mein Fall) bringen auf der politischen Bühne keine Stimmen und daher lohnt es sich nicht, sich dafür einzusetzen.

  

Die Konsequenzen meines Fehlers habe ich übernommen und den Abriss wie vom Kanton angeordnet vollzogen. Damit konnte ich mich von jeglicher Schuld befreien und dieses schwarze Kapital meines Lebens ad acta legen. Ob die involvierten Personen, Politiker und die Beamten der KBK diesbezüglich nun beruhigt und frei von jeglichen Fehlern sind, lasse ich im Raum stehen. Sie haben rechtlich zwar gewonnen, aber moralisch ... ich weiss es nicht. Sie sollen es nur wissen, dass sie mich und meine Firmen arg in Schwierigkeiten gebracht haben.

  

Wer denkt, dass der Abriss des Wohnhauses bei mir und meiner Familie, bei meinen echten Freunden und bei meinen Angestellten nicht tiefe Spuren hinterlassen hat, der täuscht sich gewaltig. Tatsache ist, dass ich meine Privatinsolvenz (d.h. Konkurs) nur abwenden konnte, weil mich meine Firmen finanziell unterstützt haben. Der Fall hat somit auch bei meinen Firmen tiefe Spuren hinterlassen.

  

Ich habe nicht nur mein Haus verloren, sondern stehe mit CHF 1,5 Mio. Schulden da, ohne jeglichen Gegenwert. Das ist zwar nur materiell, aber Tatsache. Man hat mir nicht nur das genommen, was ich ungerechtfertigter Weise zu viel gebaut habe, sondern auch das, was ich vor dem Bauen besessen habe (s. Kapitel Bestandenes Wohnhaus "Türggi-Hischi"), nämlich das bestandene Wohnhaus und die Garage. Durch mein Verhalten habe ich nicht nur meine Familie, sondern auch zahlreiche Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt.

  

Ich kann mit meiner Situation heute umgehen, wenn ich all das Elend und die tragischen Schicksale auf der Welt sehe. Da kann ein finanzieller Schaden früher oder später verkraftet werden.

  

Ich werde nicht aufgeben und ich werde gestärkt aus der Situation hervorkommen, vielleicht nicht heute, aber sicher morgen.